Gesund aufwachsen in Rheinland-Pfalz
Im Kindesalter werden die Weichen für einen gesundheitsbewussten Lebensstil im Erwachsenenalter gelegt.
Bereits in jungen Jahren müssen Kinder lernen was ihrem Körper gut tut und was ihm schadet. Von besonderer Bedeutung ist dabei auch die Gestaltung der Lebenswelten der Kinder, z. B. der Kindergarten oder die Schule. Sie müssen so gestaltet sein, dass ein gesunder Lebensstil alltäglich und selbstverständlich für sie wird.
Im Landespräventionsnetzwerk "Gesund aufwachsen" widmen wir uns schwerpunktmäßig der Frage, wie wir die Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen nachhaltig gesundheitsförderlicher gestalten können.
Prioritäre Handlungsfelder
Die Mitglieder des Landespräventionsnetzwerkes "Gesund aufwachsen" haben folgende prioritäre Handlungsfelder und Zielgruppen für die Stärkung eines "gesunden Aufwachsens" in Rheinland-Pfalz bestimmt:
Das Netzwerk "Gesund aufwachsen" hat es sich zum Ziel gesetzt, die unterschiedlichen Aktivitäten zur Prävention und Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen in unterschiedlichen Settings (Kita, Schule, Familie, Freizeit) mit multiprofessioneller Fachkompetenz zu begleiten. Ein weiteres Ziel ist verstärkt Transparenz zwischen den Aktuerinnnen und Akteuren herzustellen und so Kompetenzen und Ressourcen zu bündeln bzw. besser aufeinander abzustimmen. Aufgrund der vielfältigen Projekte im kommunalen Setting ist ein verstärkter Austausch mit dem Netzwerk "Kommunale Gesundheitsförderung" geplant.
Dass die Stärkung der psychischen Gesundheit und Resilienz ein wichtiges Themenfeld im Kindes- und Jugenalter ist, zeigt beispielweise das Robert Koch-Institut (RKI) in der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Studie). Bei jedem fünften Kind (16,9 %) zwischen 3 und 17 Jahren wurden, in der von 2014 - 2017 durchgeführten Studie, Hinweise auf psychische Auffälligkeiten gefunden. Psychische Auffälligkeiten belasten dabei nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Familien und das soziale Umfeld der Kinder und Jugendlichen.
Für das Netzwerk "Gesund aufwachsen" handelt sich das Thema "Stärkung der psychischen Gesundheit und Resilienz" daher um ein prioritäres Handlungsfeld.
Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention können nur dann erfolgreich in die Umsetzung kommen, wenn die Kinder und Jugendlichen selbt in die Entwicklung von diesen Angeboten eingebunden werden. Sie werden Expertinnen und Experten ihrer eigenen Gesundheit. Sie wissen was ihnen fehlt und können helfen Maßnahmen so zu gestalten, dass sie im Alltag von Kindern und Jugendlichen angenommen werden. Aber auch bei der Organisationsentwicklung und Strukturbildung in Kita und Schule gilt es von erfolgreichen Modellen, von anderen, zu lernen. Das gelingt zum Beispiel durch sogenannte "Organisationspaten" (zum Beispiel: Kita begleitet Kita, Schule begleitet Schule).
Übergewicht und Adipositas sind Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft. Sie sind ein maßgeblicher Risikofaktor zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II und weiteren Krankheiten. Auch hier wissen wir unter anderem aus Studien des Robert Koch-Instituts, dass sich die Zahl derjenigen, die übergewichtig oder adipös sind, auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert hat. So auch in Rheinland-Pfalz, daher sind Maßnahmen, die eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie ausreichende Bewegung fördern, weitere wichtige Schwerpunktthemen in unserem Land.
Eine gesunde Ernährung trägt weiterhin zu besserem Wohlbefinden und einer hohen Leistungsfähigkeit bei. Auch ausreichende Bewegung ist nicht ausschließlich wichtig, um Übergewicht zu vermeiden. Sie beugt auch andere Erkrankungen, wie Osteoporose vor, kräftigt die Muskulatur, verhindert Schmerzen und verbessert die psychische Gesundheit. Insgesamt tragen eine gesunde Ernährung und Bewegung zu einem gesunden Lebensstil bei.
Aktuelle Aktivitäten des Landespräventionsnetzwerkes und Best Practice-Beispiele
Das Programm "Verrückt? Na und!" besteht im Kern aus jeweils klassenweise durchgeführten Schultagen für SchülerInnen sowie Fortbildungen für Lehrkräfte und weitere MultiplikatorInnen. DIe Schultage und Fortbildungen wirken wie "Eisbrecher", damit sich Schulen auf den Weg machen, um mit psychischer Gesundheit gute Schule zu machen. "Verrückt? Na und!" ermutigt die Teilnehmenden und Institutionen, bedürfnis- und lösungsorientiert weiterzuarbeiten sowie sich kommunal mit AkteurInnen aus Gesundheit, Jugendhilfe und Schule zu vernetzen, die sich für psychisches Wohlbefinden und gutes Aufwachsen von jungen Menschen - insbesondere den vulerablen Gruppen unter ihnen - engagieren.
Der Name BEWARE steht als Abkürzung für die Oberbegriffe Bewusstsein, Aufklärung und Resilienz. Im Programm „BEWARE“ erlernen Schülerinnen und Schüler Fähigkeiten, wie sie Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen und ihr persönliches Wohlbefinden positiv beeinflussen können. An jährlichen Projekttagen beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler mit altersgerecht aufgearbeiteten Informationen, alltagsnahen Beispielen und Übungen zu den Themen psychische Gesundheit, Krankheit und (Selbst-) Hilfemöglichkeiten. Durch die Einbeziehung des gesamten LehrerInnenkollegiums und wiederholtes Thematisieren von Resilienz und psychischer Gesundheit über sechs Schuljahre hinweg wird sich auch die Schulkultur nachhaltig verändern und zu einem offenen und sensiblen Umgang mit dem Thema „psychische Erkrankungen“ führen.
Partizipation wird in diesem Projekt groß geschrieben. Ziel der Workshops ist es, gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler zu erarbeiten, was sie unter Resilienz- und Präventionsmaßnahmen sowie Gesundheitsförderung in Schulen verstehen, wie sie diese aktuell wahrnehmen (IST-Stand) und welche Angebote aus ihrer Sicht sinnvoll erscheinen (SOLL-Stand). Anhand der Erkenntnisse sollen Maßnahmen entwickelt bzw. fortgeführt werden.